Schiedsrichter – ohne geht es nicht

18 Regeln mit bis zu 12 Unterpunkten, 17 Handzeichen, 12 Punkte zur Spielfläche und Toren – die internationalen Handballregeln sind sehr umfangreich. Mindestens eine Person auf dem Handballfeld muss diese 60 Minuten lang im Kopf haben. Die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, der wichtigste Bestandteil eines Spiels. Doch die Zahl der Unparteiischen ist seit vielen Jahren rückgängig. Nicht nur im TSV Asperg.

Samstag 15 Uhr, beide Mannschaften stehen in der Halle bereit, doch der Anpfiff kann nicht erfolgen. Es ist kein Schiedsrichter anwesend. In Ausnahmefällen steckt ein „Verschlafen“ oder „Vergessen“ des eingeteilten Schiris dahinter. Zum großen Teil hat es aber einen ganz anderen Grund. Es sind nicht mehr genug Schiedsrichter aktiv, um alle Spiele zu besetzen. Und das Problem besteht lange nicht nur auf Vereinsebene. Auch im Bezirk Enz-Murr und im Handballverband Württemberg geht die Zahl der aktiven Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter seit vielen Jahren stetig zurück. Daher wurde im Juli 2021 vom HVW die Schiedsrichter-Notverordnung verabschiedet, die bis heute gilt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schiedsrichter-Einteiler im HVW für 56 Wochenend-Spiele lediglich 50 Schiedsrichter/-paare zur Verfügung. In der Notverordnung ist unter anderem geregelt, dass Spiele im Männer- und Frauenbereich ausgetragen werden müssen. Sollte kein eingeteilter Schiedsrichter erscheinen, müssen sich die Mannschaften auf „eine verfügbare Person als Schiedsrichter“ einigen. Eine alarmierende Situation, denn ohne die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ist kein Spielbetrieb mehr möglich.

Aber was kann man machen, um dem Schiedsrichterschwund entgegenzuwirken?
Der Handballverband Württemberg hat bereits im Jahr 2015 die Funktion des Kinderhandball-Spielleiters eingeführt. Als erste Stufe der Schiedsrichter-Ausbildung sind die Kinderhandball-Spielleiter berechtigt Spiele der F-, E- und D-Jugenden zu leiten. Dieses Angebot richtet sich aber nicht nur an Jugendspielerinnen und -spieler. Auch Eltern und andere Erwachsene können damit an die Schiedsrichterei herangeführt werden. Gefördert durch den Freundeskreis des deutschen Handballs e.V. wird der TSV Asperg seine komplette C-Jugend Als Kinderhandball-Spielleiter ist man dann berechtigt am Lehrgang zu Ausbildungs-Stufe 2, dem Jugendhandball-Spielleiter, teilzunehmen. Diese werden hauptsächlich bei Spielen der C-Jugend eingesetzt. Die letzte Stufe ist dann die Ausbildung zum „fertigen“ Schiedsrichter, die man aber auch ohne den „Umweg“ Kinder- und Jugendhandballspielleiter nehmen kann.
Wenn man sich für das „Pfeifen“ entscheidet, kann man nicht nur den Spielbetrieb sichern und verdient sich pro Spiel etwas dazu. Man tut auch dem eigenen Verein etwas Gutes. Denn anhand der Spielklassen der verschiedenen Mannschaften von der C-Jugend bis zu den Aktiven wird ein sogenanntes Schiedsrichter-Soll, also die Mindestanzahl an Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern, die ein Verein stellen muss, berechnet. Werden nicht genügend Unparteiische gemeldet, muss der Verein eine empfindliche Geldstrafe bezahlen.

Neben der Akquise von neuen Schiedsrichter/innen, ist es auf Vereinsebene wichtig, das Verhalten gegenüber den Unparteiischen in den Griff zu bekommen. Leider kommt es bereits in den unteren Jugenden, also gegenüber den meist jugendlichen Kinder- und Jugendhandballspielleiter/innen vermehrt zu Meckereien, die auf dem Handballfeld nichts zu suchen haben. Und da sollen die jungen Handballerinnen und Handballer noch Lust haben, so eine wichtige Tätigkeit, wie die Leitung eines Spiels, zu übernehmen? Besonders, wenn sie sehen, dass es auch gegenüber erwachsenen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern nicht besser wird.
Die Handballabteilung des TSV Asperg hat aus diesem Grund die Aktion #FairnessUntermHohenasperg ins Leben gerufen. An verschiedenen Stellen sollen die Besucherinnen und Besucher der Handballspiele in der Rundsporthalle auf den richtigen Umgang gegenüber allen am Spiel Beteiligten aufmerksam gemacht werden.
Zudem hat die Handballabteilung ein weiteres Projekt gestartet. Zur kommenden Hallenrunde sollen alle Spielerinnen und Spieler der C-Jugend zu Kinder- bzw. Jugendhandballspielleitern ausgebildet sein. Die gesamten Kosten dafür übernimmt die Abteilung in Kooperation mit dem Freundeskreis des deutschen Handballs (FDDH). Der FDDH unterstützt seit Jahren Projekte von Handballverein in ganz Deutschland. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung unseres Projekts.

Zusätzlich zur Ausbildung werden gemeinsame Austauschabende organisiert und zusammen ein Handballspiel der Bundesliga besucht, um die Leistung der dort pfeifenden Kollegen zu analysieren.

Es gilt also den negativen Trend bei den Schiedsrichterzahlen schnell zu stoppen, damit unser Sport weiter ausgeübt werden kann. Denn ohne Schiedsrichter geht es nicht!